Skip to main content

3 Fragen an ... Dr. Jens Reich

Iqony plant am traditionsreichen Kraftwerksstandort Bergkamen den Bau eines zukünftig wasserstofffähigen Gaskraftwerks. Wir sprechen mit Gesamtprojektleiter Dr. Jens Reich, der einen Einblick in den aktuellen Projektstatus gibt.

Wie ist der Stand der Dinge in Bergkamen?

Die Planungen für das neue, wasserstofffähige Gaskraftwerk in Bergkamen-Heil schreiten zügig voran. Das Kraftwerk soll als moderne Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) errichtet werden, die perspektivisch auch Wasserstoff nutzen kann, um klimaneutral Strom zu produzieren. Anfang 2022 sind die Planungsarbeiten gestartet und wir werden in Kürze ins Genehmigungsverfahren einsteigen. Dieses Verfahren umfasst u.a. eine Umweltverträglichkeitsprüfung, um sicherzustellen, dass das Kraftwerk umweltgerecht gebaut und betrieben wird.

Wichtig ist uns außerdem, dass wir den Planungsprozess so transparent wie möglich gestalten. Aus diesem Grund haben wir bereits im Juni zu einem ersten Öffentlichkeitsdialog eingeladen. Diesen Weg der offenen und transparenten Information der Menschen vor Ort werden wir im weiteren Projektverlauf selbstverständlich so fortführen. 

 

Welche technischen Vorteile bringt die neue GuD-Anlage und wie trägt sie zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit und Netzstabilität bei?

Die neue GuD-Anlage ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem bestehenden Kraftwerksblock, der Steinkohle als Brennstoff einsetzt. Sie hat eine höhere Leistung und kann daher künftig mehr Strom produzieren – rund 860 Megawatt (MW) im Vergleich zu 780 MW der Bestandanlage. Ein entscheidender Vorteil der neuen GuD-Anlage ist ihre hohe Effizienz, das heißt, sie nutzt den eingesetzten Brennstoff effizienter und kann dadurch mehr Strom aus der eingesetzten Menge an Brennstoff erzeugen. Bereits durch den Einsatz von Erdgas statt Steinkohle als Brennstoff ergibt sich eine CO2-Reduktion von rund 50 Prozent.

 

Dr. Jens Reich

Dr. Jens Reich ist Bereichsleiter für Industriekunden Sales & Development bei Iqony. 

Seine Aufgaben umfassen den Vertrieb und die Projektentwicklung von Energielösungen für die Industrie (Contracting). Jens Reich verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bereich Energietechnik und Engineering und hat bereits in verschiedenen Positionen gearbeitet, darunter als Bereichsleiter Engineering und Projektleiter für Großprojekte.

Entscheidend ist, dass die neue Anlage technisch für die Nutzung von Wasserstoff ausgelegt ist. Nach aktuellen Planungen kann sie bis zu 50 Prozent Wasserstoff bei der Verbrennung beimischen. In Zukunft ist geplant, sie technisch weiterzuentwickeln und dann sogar vollständig mit Wasserstoff zu betreiben. Das macht sie noch einmal umweltfreundlicher, da bei der Verbrennung von Wasserstoff keine CO2-Emissionen mehr entstehen. Kurz gesagt: Das Kraftwerk kann zukünftig klimaneutral betrieben werden.

Die neue Anlage kann zudem den am Standort bereits bestehenden Anschluss ans Hochspannungsnetz nutzen. Mit Blick auf die systemrelevante Bestandsanlage, die mit mehr als 40 Betriebsjahren dem Ende ihrer technischen Lebensdauer immer näherkommt, ist das geplante wasserstofffähige Gaskraftwerk die notwendige Voraussetzung, um erstens dauerhaft verlässlich und klimaneutral den benötigten Strom zu erzeugen und zweitens zugleich den angestrebten Kohleausstieg durch eine endgültige Stilllegung der Altanlage auch wirklich vollziehen zu können.

Welche Herausforderungen erwarten Sie im Genehmigungsverfahren und während der Bauphase?

Während des Baus der neuen GuD-Anlage gibt es mehrere Aufgaben, die wir mit Bedacht angehen werden. Eine der wichtigsten Herausforderungen ist die Koordination der verschiedenen, parallellaufenden Genehmigungsverfahren. Dabei werden wir selbstverständlich sicherstellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben und Umweltauflagen eingehalten werden. Dies umfasst auch die schon angesprochene Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die zeitliche Planung und Koordination der Bauphasen ist eine weitere komplexe Aufgabe. Mit einem voraussichtlichen Baubeginn 2027 und einem geplanten Betriebsstart bis spätestens 2030 haben wir genügend Zeit, um alle Schritte sorgfältig vorzubereiten. Während der Bauzeit werden wir temporär Flächen innerhalb und außerhalb des Kraftwerksgeländes als Aufstellungs-, Vormontage- oder Quartiersfläche für die Bautrupps nutzen

Für die Erschließung des Standorts mit einer Erdgasanschlussleitung ist uns durch den Erdgasnetzbetreiber ein Anschlusspunkt vorgegeben worden. Aktuell entwickeln wir eine Planung für eine künftige Trassenführung von dort zu unserem Kraftwerksgelände. Die Verlegung der Leitung erfolgt unterirdisch und überall dort, wo die Leitung künftig verlaufen wird, wird nach Abschluss der Arbeiten der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Sobald wir hinsichtlich der Trassenplanung klarer sehen, werden wir auf die Eigentümer der betroffenen Flächen zugehen und das Gespräch suchen. Das wird voraussichtlich im weiteren Verlauf dieses Jahres der Fall sein.

Eine grundsätzliche Herausforderung ist schließlich noch, dass Iqony auch finanziell in Vorleistung geht, weil die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung weiterhin nicht abschließend ausgestaltet ist und es daher an Investitionssicherheit für die Branche insgesamt fehlt. Trotz dieser Unsicherheiten hat Iqony mit den Planungsarbeiten begonnen und das Genehmigungsverfahren gestartet, um das Projekt so weit es geht voranzutreiben und später dann auch termingerecht umsetzen zu können.

Das könnte Sie auch interessieren

Ihr Ansprechpartner

Dr. Jens Reich

Gesamtprojektleiter

Base